SIBO-Bakterielle Fehlbesiedelung
SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) bezeichnet eine übermäßige Ansiedelung von Bakterien im Dünndarm, die zu Verdauungsstörungen führen kann.
ursachen,Symptome, Diagnose und Behandlung von SIBO
Ursachen von SIBO
Die Ursachen für das SIBO-Syndrom lassen sich in vier Hauptkategorien gliedern:
Störungen der Verdauung: Dazu gehören ein Mangel an Magensäure ( was häufiger vorkommt als gedacht), der durch zuviel Stress oder durch Medikamente ausgelöst werden kann, chronische Gastritis vom Typ A, eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse sowie Nahrungsverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Fruktosemalabsorption.
Defekte im Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm: Probleme mit der Ileocaecalklappe, ihre operative Entfernung, Nahrungsmittelallergien oder genetische Erkrankungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom können zu einer gestörten Verdauung führen, bei der Bakterien nicht ordnungsgemäß in den Dickdarm befördert werden.
Beeinträchtige Darmmotilität (migrierender motorischer Komplex): Für Probleme mit dem Weitertransport des Darmininhalts gibt es verschiedene Ursachen, wie Nervenschädigungen durch Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion oder Darmverschluss. Autoimmunstörungen infolge von Magen-Darm-Infekten, Verwachsungen im Bauchraum (z.B. auch bei Endometriose) nach Operationen, Entzündungen oder Verletzungen, die Einnahme bestimmter Opiate,
Beeinträchtigung des Immunsystems: Faktoren wie Stress, der Einsatz von Medikamenten, das variable Immundefektsyndrom (CVID), das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) und chronische Erkrankungen wie z.B. M.Crohn oder Colitis ulcerosa können ebenfalls eine Rolle spielen. Auch einzellige Parasiten wie Guardia lamblia
Umweltfaktoren: Häufige Antibiotikaeinnahme, Umweltgifte und Medikamente können das Gleichgewicht der Darmflora stören und damit das Wachstum unerwünschter Keime begünstigen.
Allgemeine Symptome einer SIBO
Symptome durch Essen, manchmal sogar nur durch Trinken von Wasser
Blähungen
Durchfall/Verstopfung
Bauchschmerzen
also klassische Reizdarmsymptome
Sodbrennen
paradoxe Symptome auf Kohlenhydrate
Übelkeit, Völlegefühl
Müdigkeit, Brain Fog (Gehirnnebel)
Fatique
Depressionen
Gewichtsverlust
Es besteht eingeschränkte Verdauung als Folge von SIBO , was viele Bauch- und andere Beschwerden verursachen kann, je nachdem, welche Art von Gas die Bakterien produzieren.
Wasserstoff-SIBO: Hier produzieren die Bakterien vermehrt Wasserstoffgas. Typische Beschwerden sind Blähungen, Bauchschmerzen und vor allem Durchfall. Oft fühlen sich Betroffene nach dem Essen aufgebläht und unwohl.
Methan-IMO (intestinal methanogen overgrowth: Bei dieser Form entsteht Methangas. Dies führt eher zu Verstopfung statt Durchfall. Methan-SIBO-Betroffene haben oft Schwierigkeiten, den Darm zu entleeren, leiden unter einem Blähbauch und hartem Stuhl.
Schwefelwasserstoff-SIBO (H25): Hier entsteht Schwefelwasserstoff, was sich oft durch faulig riechende Blähungen und Stuhl bemerkbar macht. Betroffene haben zudem wechselnd Durchfall und Verstopfung, oft begleitet von starken Bauchschmerzen.
Typische Symptome:
Körperschmerzen, Blasenprobleme, Taubheit/Kribbeln, Kränker als andere SIBO-Typen, Gefühl “vergiftet” zu sein, evtl. schwere Allergien, schwere Unverträglichkeiten, oft: Histamin-, Salicylat, Schwefelunverträglichkeit,
Gas-Mischungen: es kommt vor, das mehre Formen gleichzeitig vorliegen.
Diagnose von SIBO
SIBO-Atemgastest mit Messungen von Wasserstoff und Methan
Bei SIBO kommt es durch eine bakterielle Vergärung von Nahrungsbestandteilen (Stärke, Zucker, Ballaststoffe) im Dünndarm zur Bildung von Wasserstoff und/oder Methan. Diese Gase werden z.T. über die Darmschleimhaut aufgenommen und über das Blut zur Lunge transportiert. Dort wird das Gas abgeatmet. Mit speziellen Geräten werden Atemproben als Atemgas durch eine Atemspende gesammelt und an ein analytisches Labor geschickt.
SIBO-Atemgastest mit Messung von Schwefelwasserstoff
Einen Atemgastest bieten aktuell nur bestimmte Firmen in den USA an (Trio-Smart Atemgastest). In Deutschland gibt es noch keinen spezifischen Test für Schwefelwasserstoff. Die Diagnose erfolgt in der Regel indirekt, etwa durch Test auf Wasserstoff und Methan und durch Ausschlussverfahren, wie zum Beispielen sogenanntes “Flatline-Ergebnis” bei einem Lactulose-Atemtest. Ein solches Ergebnis deutet auf ein Schwefelwasserstoff-SIBO hin.
Atemgastest mit dem Testmittel Glukose: dieser Test wird bei einigen GastroenterologInnen durchgeführt.
Nachteil: Falls sich die Fehlbesiedelung im unteren Dünndarmabschnitt befindet, ist dieser Test nicht aussagekräftig. Vorteil: Kassenleistung, kann aber auch im Internet bestellt werden.
Atemgasttest mit dem Testmittel Laktulose: dieser Test wird zumeist nicht bei GastroenterologInnen angewandt.
Nachteil: ist z.Zt. keine Kassenleistung Vorteil: die Fehlbesiedelung im Dünndarm wird egal ob im oberen oder unteren Abschnitt des Dünndarms erfasst. Der Test kann im Internet bestellt werden.
Grundsätzlich sollte der Test über 3 Stunden angewendet werden ( 8-10 Proberöhrchen enthalten)
Die Ergebnisse sollten unbedingt mit einem Experten, einer Expertin besprochen werden damit ein genauer Plan erstellt werden kann.
Behandlungstrategien bei SIBO
Die Behandlung von SIBO verfolgt drei Hauptziele:
Reduktion der Bakterien.
Unterstützung der Verdauung und Heilung der geschädigten Darmschleimhaut.
Verhinderung eines Rückfalls (Ursachenforschung)
1.Reduktion der Bakterien Vier Haupttherapieoptionen stehen zur Verfügung
1.Antibiotika: Rifaximin ist das bevorzugte Antibiotikum, da es im Darm verbleibt und keine Nebenwirkungen verursacht. Neomycin und Metronidazol sind Alternativen, besonders bei methanproduzierenden Bakterien (IMO)
2.Pflanzliche Antibiotika: Eine Alternative zu klassischen Antibiotika. Häufig verwendete pflanzliche Antibiotika sind Allicin, Oreganoöl, Berberin, Need und Zimt.
3.Diätische Behandlung/Nahrungsumstellung: Alle empfohlenen Diäten reduzieren fermentierbare Kohlenhydrate, um die Bakterien auszuhungern. Beispiele sind die spezifische Kohlenhydratdiät (SCD), Bi-Phasische-Diät nach Dr. Jacobi, Low-FODMAP-Diät, GAPS-Diät, SSFG nach Dr.Siebecker und andere.
4.Elementardiät: Eine spezielle Diätform, die auf leicht verdaulichen Nährstoffen basiert.
Wichtige Hinweise
Eine diätische Umstellung sollte mit einem, einer Ernährungsberater(in) abgesprochen werden. Oft liegen noch andere Unverträglichkeiten vor, die mit berücksichtigt werden müssen.
Vor einer Antiobiose ( auch pflanzlicher Art) sollte immer eine diätetische Anpassung erfolgen, um den Keimen die Nahrung zu entziehen.
2.Unterstützung der Verdauung und Heilung der geschädigten Darmschleimhaut.
Bei einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm ist die Schleimhaut oft geschädigt, was zu Verdauungsproblemen und einer Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme führen kann. Ziel ist es daher, nicht nur die Bakterien zu reduzieren, sondern auch die geschädigte Darmschleimhaut zu regenerieren und die Verdauungsfunktionen zu normalisieren.
Zu den Maßnahmen gehören:
Verdauungsenzyme: Durch die Einnahme von Verdauungsenzymen (z.B. Pankreasenzyme) wird die Verdauung unterstützt und entlastet. Diese helfen, Fette, Proteine und Kohlenhydrate besser zu zersetzen, was die Belastung des Darmes reduziert.
Schleimhautregeneration: Präparate wie Glutamin, Zink, B-Vitamine, ussw. werden oft zur Unterstützung eingesetzt. Sie fördern die Heilung und stärken die Barrierefunktion.
Probiotika und Präbiotika: Nach(!) der Bakterienreduktion können gezielt ausgewählte Probiotika und Praebiotika eingesetzt werden, da sie bei SIBO nicht gut vertragen werden.
Ernährungsanpassungen: s.o.
3.Verhinderung eines Rückfalls (Ursachenforschung)
Da SIBO oft zu Rückfällen neigt, ist es entscheidend, Maßnahmen zu ergreifen, um eine erneute Fehlbesiedelung zu verhindern:
Langfristige Ernährungsumstellung: Nach der akuten Therapie ist es wichtig, die Diät schrittweise zu erweitern, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen, ohne die Bakterienpopulation im Dünndarm wieder zu erhöhen.
Meal Spacing: Das Einhalten von Essenpausen (Meal Spacing) ist ein wirksames Mittel zur Prävention. Diese Pausen fördern die sogenannte “migrating motor complex, ein natürlicher Reinigungsmechanismus des Dünndarms, der Bakterien und Essensreste aus dem Dünndarm entfernt. Snacken sollte möglichst vermieden werden, einen Abstand zwischen den Mahlzeiten von ca. 4 h ist aber ausreichend.
Motilitätsfördernde Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente, die die Darmbewegung fördern (Prokinetika), verordnet werden, um die Mobilität des Dünndarms zu verbessern und eine erneute Bakterienansiedelung zu verhindern.
Regelmäßige Kontrollen: Atemtests oder andere individuelle diagnostische Verfahren können in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, um eine mögliche Rückbesiedelung frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können.
Die Rückfallprävention ist ein langfristiger Prozess, der eine konsequente Anpassung der Ernährung und des Lebensstils (Stressprävention) und evtl. weitere unterstützende Therapien erfordert.